Zeit für die Katz
Seit mir Anfang der 90ziger ein winziger Kater von 6 Wochen vor das Auto lief, ich anhielt und er mich adoptierte, hatte ich Einzelkatzen. Nun waren wir aber eine sehr große Familie und die Katze hatte immer zu tun. Sie passte auf das jeweils jüngste Kind auf, tröstete diejenigen, die Zuspruch brauchten. Sie holte verlorenes oder (von ihr) verstecktes Spielzeug aus den hintersten Ecken, rettete sogar meinem Baby das Leben!
Bei uns war immer viel los und die Katze immer mittendrin. Sie lernte, die Leine zu akzeptieren und fuhr mit in den Campingurlaub und als wir in ein kleines Haus umzogen, wurde diese sogar noch Freigängerin und schloss Katzenfreundschaften.
Als der Arzt mir sagte, dass es jetzt sehr schnell zuende geht (sie war gerade 18 geworden), lief mir schnurstracks ein Kitten über den Weg. Sie wurde an dem Tag geboren, als der Arzt mir sagte: „Höchstens noch vier Wochen.“ Immer diese Prognosen ;-) . Nein, ich wollte sie nicht ablösen, aber wir wollten auch nicht ohne Katze leben und dieses Baby <3 ... passte so gut zu uns.
Über den Einzug des Babys mit 14 Wochen! regte sich die alte Dame so auf, dass sie uns noch fast zwei Jahre erhalten blieb. Sie starb 2020 im Beisein ihrer liebsten Menschen an ihrem Lieblingsplatz in meinem Arm ganz selbstbestimmt. Was für ein berührendes Erlebnis.
Nun war das MC-Kind alleine. Sie genoss es. Fast zeitgleich zog unser letztes Menschen-Kind aus und Corona war allgegenwärtig. An eine zweite Katze war nicht zu denken. Honey war nie alleine, aber gleichzeitig wurde es bei uns sehr still im Haus.
Als die Einschränkungen endlich aufgehoben wurden, bemerkten wir auch, dass diese Katze ganz schlecht alleine bleiben konnte. Sie klebte förmlich 24/7 an mir und ich hatte doch jetzt so viele Dienst-Reisen vor mir. Obwohl die Katze perfekt umsorgt wurde (unser Sohn nahm Urlaub oder holte sie mit zu sich, wenn wir gemeinsam verreisten), weinte sie, wenn ich Koffer packte, stellte das Fressen ein und empfing mich bei meiner Rückkehr mit unendlichen Vorwürfen (Wer eine sprechende Katze hat, weiß, was ich meine). Sie war es eben gewohnt, dass immer jemand da war.
Wir wurden immer sesshafter. Wegen der Katze.
Keine Übernachtung mehr im Wochenendhaus; jedes Mal Stress, wenn wir das Haus verlassen wollten. Dienst in Präsenz: Eine tägliche Katastrophe. Honey ist zwar Freigängerin mit kleinem Wirkungskreis und sehr gut abrufbar - Alleine zuhause, scheint aber schrecklich zu sein. Für sie und für uns. Wenn keiner da ist, geht sie auch nicht raus. Weinte, wenn wir gingen und maulte, wenn wir kamen. Unerträglich für Mensch und Tier.
In diesem Setting fand ich nun unsere Sissi in Facebook. Endlich. Mein rotes Mädchen. Ein Prachtstück und eine ganz tolle Zucht.
Sie zog Ende August mit 12 Wochen ein. Es sollte die Rettung für Honey werden. Aber würde es auch funktionieren? So sorgsam ausgesucht. Charakterlich scheint sie meiner Honey sehr zu ähneln. Ich habe auch wirklich den Eindruck, dass sich die Züchterin genau so viel Mühe gibt, wie ich, zu erkunden, ob die beiden zusammenpassen könnten. Besuchen kann ich das Baby vorab nicht. Sie wurde am anderen Ende des Landes geboren und reist mit dem ICE zu mir. Es war Liebe auf den ersten Blick von ihrer und meiner Seite.
Und da waren sie auch wieder: Die Gedanken an eine eigene kleine MC-Zucht.
Meine erste MC, die 2020 mit knapp 20 Jahren verstarb, sollte schon... – aber ich fand innerhalb von 2 Jahren einfach keinen passenden Kater. Am Tag ihrer Kastration zog der potente Cäsar (ein 9kg Prachtstück) in unsere Siedlung. Tja, so spielt das Leben.
Mit vier Kindern waren Katze und ich aber auch gut ausgelastet und es war ok für mich.
Honey (jetzt 4 Jahre alt) erwies sich vom Charakter her und vor allem von der Größe für eine MC-Zucht als ungeeignet. Nach der ersten Rolligkeit wurde sie kastriert. Es sollte eben nicht sein. Und nun: Sissi. Mit Stammbaum, gesund, wunderschön und rot!
Während dieser Jungspund sich sofort zuhause fühlte; die Rangfolge offensichtlich akzeptierte; fraß, als gäbe es kein Morgen, war Honey, die Bestandskatze, zwischen Angst und Eifersucht, Wut und Verzweiflung hin und her gerissen. Es floss kein Blut, aber ging schon ordentlich zur Sache. Ganz schnell kennt der Neuankömmling auch unsere Rituale, ist schneller und cleverer als Honey. Die nutzt jetzt Ruhepausen wie eine Alte, obwohl sie gerade erst 4 wurde.
Jede der beiden hat ihre Privilegien. Witzig, wie flink die Kleine ist. Ich musste Honeys Futterplatz zwischenzeitlich nach oben an ihren Lieblingsplatz auf dem Küchentisch verlegen, weil sie sonst gelegentlich vor dem leeren Napf gesessen hätte. Inzwischen ist das Baby ein Riesenbaby und guckt ohne Anstrengung auf jeden Tisch und Honey darf immer als erste fressen.
Natürlich gibt es zwei Klos - sie benutzen eigentlich immer beide das gleiche. Es gibt zwei Futterplätze, an denen man sich ebenfalls wechselseitig bedient, aber NIE spielt man miteinander. Oft treffe ich beide im Stressvermeidungsschlaf an. Sie sind so jung. Aber wenn ich nicht animiere, wird im gleichen Zimmer, in dem ich mich aufhalte, an möglichst weit auseinander gelegenen Plätzen geschlafen oder aus dem Fenster (Honey) oder ins Aquarium geguckt (Sissi).
Nachts kommen beide nicht richtig zur Ruhe, wenn ich die Türen offen lasse. Gespitzte Ohren nonstop und ewige Bereitschaft zur Verteidigung.
So darf Honey sich ihren Schlafplatz weiterhin aussuchen, aber kann erst morgens ins Schlafzimmer. Sie kam schon immer erst für das erste Leckerli nach dem Wecker klingeln und guckte höchstens mal vorbei.
Sissi schläft, vom ersten Moment an, dicht an mich gedrängt und erst als sie etwas älter wird, bringt sie ein paar wenige Zentimeter zwischen uns, so dass ich mich auch mal gefahrlos drehen kann oder legt sich an die Füße. Katzen und Wasserbett scheint so eine richtige Haßliebe zu sein.
Lasse ich die Tür offen: Ständiges Habacht. Ohren aufgestellt, stundenlanges Putzen. Tür zu: Entspannt und nach kurzer Zeit im Tiefschlaf und gelegentlich, selten, weckt sie mich, wenn Honey vorbeischaut. Dann öffne ich die Tür, streichle, aber meist ist sie schon wieder weg, wenn ich von der Toilette komme. Sie liebt es, durch das schlafende Haus zu ziehen.
Honey erhält dann eben tagsüber besonders viel Zuwendung von mir.
Im Netz liest man immer von verrückten Biestern, die so viel kaputt machen. Weder Honey noch Sissi haben je größeren Schaden angerichtet.
Jetzt ist Sissi fast 9 Monate alt. Noch immer sind die beiden Damen sich nicht grün. Noch immer wird rumgefaucht ohne Ende, die Pfote gehoben und auch zugehauen.
Sissi hat nun 4,2 Kg und ist vor allem schon deutlich größer als Honey mit 3,5 kg. Honey hat vor lauter Futterneid auch etwas zugelegt. Gelegentlich erwische ich sie entspannt nah beieinander.
Einmal schliefen beide gemeinsam bei mir. Leckerli nehmen sie oft artig von der Hand. Dann berühren sich auch die Nasen. Minuten später jagen sich beide wechselseitig durch das Haus. Honey faucht dabei wütend und beide heben die Pfote und hauen auch kräftig zu.
Erreicht habe ich, dass ich inzwischen ohne Stress das Haus verlassen kann. Ich werde von beiden gemeinsam begrüßt, wenn ich wieder komme. Keine Vorwürfe. Notfalls auch über Nacht. Völlig problemlos. Einfach nur Katzenfreude, wenn ich komme (und natürlich GROßER Hunger, obwohl noch Reste in den Näpfen sind).
Erreicht habe ich auch, dass überall Katzenspielzeug liegt. Das ist echt wie mit vier Kindern. Im Gegensatz zu meiner Ashley räumt hier nur ein Säugetier auf: Der Mensch. Die Katzen ignorieren alles. Wenn ich etwas anbiete, spielt Sissi kurz und intensiv. Manchmal lässt sich Honey auch dazu herab, ein wenig zu jagen. Dann bleibt alles liegen und das wars. Liegt der Lieblingsball erstmal unter der Couch, bleibt er da.
Die Faucherei von Honeys Seite ist teilweise sehr böse und Sissi hat sichtlich Angst vor ihr. Ich werde wechselseitig besetzt. Alle Katzensitz-gelegenheiten werden nacheinander benutzt. Kaum steht eine Katze auf, sitzt die andere dort.
Fast ein halbes Jahr leben sie nun zusammen. Nachdem mir jemand vorwarf, dass kastriert und unkastriert sowie so nicht zusammenleben könnte, habe ich Zylkene versucht. Feliway war trotz der starken Variante nur ein Witz. Honey meidet aber das Futter, wenn Zylkene drin sind und Sissi klaut sich dann beide Näpfe.
Seit etwa drei Wochen teilen sie sich 2x täglich eine Anxitane S. Mit Begeisterung. Das scheint die Angst auf beiden Seiten erträglich zu machen. Beide wirken etwas entspannter, aber von Liebe sind wir immer noch gaaanz weit entfernt.
Und ja, ich würde sehr gerne züchten. Entscheiden möchte ich das aber erst, wenn Sissi im entsprechenden Alter ist und ich den richtigen Verein gefunden habe. Und wieder ist es sooo schwer, einen passenden Kater zu finden.
Es müssen doch alle mal klein angefangen haben.
Ich möchte nicht groß Geld verdienen mit einer Zucht. Ich möchte es erleben und ich möchte einen Beitrag zum Erhalt der alten Linie leisten, die ich so sehr liebe. Keine XXL-MCs. Keine Poly. Einfach nur schöne typvolle Katzen. Wir haben hier gute Bedingungen für eine kleine Zucht. Ich hätte die Zeit und ja, das Geld reicht auch.
Vielen Dank denen, die zu Ende gelesen haben. Probleme? Ich weiß nicht mal sicher, ob es ernsthafte Probleme sind. Mich nerven die beiden schlafenden Katzen, die vermutlich nur der Konfrontation ausweichen wollen. Andererseits hat so eine dösende Katze auch eine unglaublich beruhigende Wirkung.
Manchmal wünsche ich mir eine herunter gerissene Gardine...
Jan. 2023
Zur Aktualisierung: Sissi (die Rote) ist jetzt 1 Jahr bei uns, bringt runde 5kg auf die Waage und ist äußerlich gefühlt das doppelte von Honey (4,5 Jahre alt, 3,5kg) Sissi habe ich einen halben Chip setzen lassen, so dass die nächste Rolligkeit um ihren 2. Geburtstag (nächstes Jahr im Mai) erwartet wird. Man schläft oder faucht sich an.
Trete ich einer zu nahe (Filz rausschneiden zb.) steht die andere ihr sofort bei. Aber das ist auch alles. Eifersucht ist ein ständiges Thema. Man bewacht jetzt zb. das Schlafzimmer rechts und links vom Türrahmen, damit sich keine unbemerkt rein schleichen kann. Stippvisiten im Schlafzimmer sind nur noch kurz möglich. Beide gehen dann schnell wieder in ihre Kontrollposition. Honey ist weiterhin gut abrufbar (außer beim Anstarren). Sie zieht Bahnen durch den Garten und stalkt die Nachbarn ausgiebig.
Sissi kann ich nicht rauslassen. Die Leine wird nicht akzeptiert und das kleine Biest hört einfach nicht ohne Blickkontakt und Drohgebärde. Beide sind ganz lieb mit uns Menschen, aber untereinander ist es ein Kreuz. Honey redet wieder mit uns, wenn auch deutlich weniger als früher. Sissi jammert. Man hört kein Miau sondern immer Klagelaute, wenn sie etwas sagt. Ich weiß, dass es Katzen gibt, die sich so artikulieren, aber es nervt auch ein wenig. Man möchte ja glückliche Katzen haben.
Zunehmend bin ich unsicher, ob ich unter diesen Umständen die Zucht überhaupt wagen kann.
Katzen sind wirklich einfach auch nur Menschen 🤣🤦 August 2023
Bei uns war immer viel los und die Katze immer mittendrin. Sie lernte, die Leine zu akzeptieren und fuhr mit in den Campingurlaub und als wir in ein kleines Haus umzogen, wurde diese sogar noch Freigängerin und schloss Katzenfreundschaften.
Als der Arzt mir sagte, dass es jetzt sehr schnell zuende geht (sie war gerade 18 geworden), lief mir schnurstracks ein Kitten über den Weg. Sie wurde an dem Tag geboren, als der Arzt mir sagte: „Höchstens noch vier Wochen.“ Immer diese Prognosen ;-) . Nein, ich wollte sie nicht ablösen, aber wir wollten auch nicht ohne Katze leben und dieses Baby <3 ... passte so gut zu uns.
Über den Einzug des Babys mit 14 Wochen! regte sich die alte Dame so auf, dass sie uns noch fast zwei Jahre erhalten blieb. Sie starb 2020 im Beisein ihrer liebsten Menschen an ihrem Lieblingsplatz in meinem Arm ganz selbstbestimmt. Was für ein berührendes Erlebnis.
Nun war das MC-Kind alleine. Sie genoss es. Fast zeitgleich zog unser letztes Menschen-Kind aus und Corona war allgegenwärtig. An eine zweite Katze war nicht zu denken. Honey war nie alleine, aber gleichzeitig wurde es bei uns sehr still im Haus.
Als die Einschränkungen endlich aufgehoben wurden, bemerkten wir auch, dass diese Katze ganz schlecht alleine bleiben konnte. Sie klebte förmlich 24/7 an mir und ich hatte doch jetzt so viele Dienst-Reisen vor mir. Obwohl die Katze perfekt umsorgt wurde (unser Sohn nahm Urlaub oder holte sie mit zu sich, wenn wir gemeinsam verreisten), weinte sie, wenn ich Koffer packte, stellte das Fressen ein und empfing mich bei meiner Rückkehr mit unendlichen Vorwürfen (Wer eine sprechende Katze hat, weiß, was ich meine). Sie war es eben gewohnt, dass immer jemand da war.
Wir wurden immer sesshafter. Wegen der Katze.
Keine Übernachtung mehr im Wochenendhaus; jedes Mal Stress, wenn wir das Haus verlassen wollten. Dienst in Präsenz: Eine tägliche Katastrophe. Honey ist zwar Freigängerin mit kleinem Wirkungskreis und sehr gut abrufbar - Alleine zuhause, scheint aber schrecklich zu sein. Für sie und für uns. Wenn keiner da ist, geht sie auch nicht raus. Weinte, wenn wir gingen und maulte, wenn wir kamen. Unerträglich für Mensch und Tier.
In diesem Setting fand ich nun unsere Sissi in Facebook. Endlich. Mein rotes Mädchen. Ein Prachtstück und eine ganz tolle Zucht.
Sie zog Ende August mit 12 Wochen ein. Es sollte die Rettung für Honey werden. Aber würde es auch funktionieren? So sorgsam ausgesucht. Charakterlich scheint sie meiner Honey sehr zu ähneln. Ich habe auch wirklich den Eindruck, dass sich die Züchterin genau so viel Mühe gibt, wie ich, zu erkunden, ob die beiden zusammenpassen könnten. Besuchen kann ich das Baby vorab nicht. Sie wurde am anderen Ende des Landes geboren und reist mit dem ICE zu mir. Es war Liebe auf den ersten Blick von ihrer und meiner Seite.
Und da waren sie auch wieder: Die Gedanken an eine eigene kleine MC-Zucht.
Meine erste MC, die 2020 mit knapp 20 Jahren verstarb, sollte schon... – aber ich fand innerhalb von 2 Jahren einfach keinen passenden Kater. Am Tag ihrer Kastration zog der potente Cäsar (ein 9kg Prachtstück) in unsere Siedlung. Tja, so spielt das Leben.
Mit vier Kindern waren Katze und ich aber auch gut ausgelastet und es war ok für mich.
Honey (jetzt 4 Jahre alt) erwies sich vom Charakter her und vor allem von der Größe für eine MC-Zucht als ungeeignet. Nach der ersten Rolligkeit wurde sie kastriert. Es sollte eben nicht sein. Und nun: Sissi. Mit Stammbaum, gesund, wunderschön und rot!
Während dieser Jungspund sich sofort zuhause fühlte; die Rangfolge offensichtlich akzeptierte; fraß, als gäbe es kein Morgen, war Honey, die Bestandskatze, zwischen Angst und Eifersucht, Wut und Verzweiflung hin und her gerissen. Es floss kein Blut, aber ging schon ordentlich zur Sache. Ganz schnell kennt der Neuankömmling auch unsere Rituale, ist schneller und cleverer als Honey. Die nutzt jetzt Ruhepausen wie eine Alte, obwohl sie gerade erst 4 wurde.
Jede der beiden hat ihre Privilegien. Witzig, wie flink die Kleine ist. Ich musste Honeys Futterplatz zwischenzeitlich nach oben an ihren Lieblingsplatz auf dem Küchentisch verlegen, weil sie sonst gelegentlich vor dem leeren Napf gesessen hätte. Inzwischen ist das Baby ein Riesenbaby und guckt ohne Anstrengung auf jeden Tisch und Honey darf immer als erste fressen.
Natürlich gibt es zwei Klos - sie benutzen eigentlich immer beide das gleiche. Es gibt zwei Futterplätze, an denen man sich ebenfalls wechselseitig bedient, aber NIE spielt man miteinander. Oft treffe ich beide im Stressvermeidungsschlaf an. Sie sind so jung. Aber wenn ich nicht animiere, wird im gleichen Zimmer, in dem ich mich aufhalte, an möglichst weit auseinander gelegenen Plätzen geschlafen oder aus dem Fenster (Honey) oder ins Aquarium geguckt (Sissi).
Nachts kommen beide nicht richtig zur Ruhe, wenn ich die Türen offen lasse. Gespitzte Ohren nonstop und ewige Bereitschaft zur Verteidigung.
So darf Honey sich ihren Schlafplatz weiterhin aussuchen, aber kann erst morgens ins Schlafzimmer. Sie kam schon immer erst für das erste Leckerli nach dem Wecker klingeln und guckte höchstens mal vorbei.
Sissi schläft, vom ersten Moment an, dicht an mich gedrängt und erst als sie etwas älter wird, bringt sie ein paar wenige Zentimeter zwischen uns, so dass ich mich auch mal gefahrlos drehen kann oder legt sich an die Füße. Katzen und Wasserbett scheint so eine richtige Haßliebe zu sein.
Lasse ich die Tür offen: Ständiges Habacht. Ohren aufgestellt, stundenlanges Putzen. Tür zu: Entspannt und nach kurzer Zeit im Tiefschlaf und gelegentlich, selten, weckt sie mich, wenn Honey vorbeischaut. Dann öffne ich die Tür, streichle, aber meist ist sie schon wieder weg, wenn ich von der Toilette komme. Sie liebt es, durch das schlafende Haus zu ziehen.
Honey erhält dann eben tagsüber besonders viel Zuwendung von mir.
Im Netz liest man immer von verrückten Biestern, die so viel kaputt machen. Weder Honey noch Sissi haben je größeren Schaden angerichtet.
Jetzt ist Sissi fast 9 Monate alt. Noch immer sind die beiden Damen sich nicht grün. Noch immer wird rumgefaucht ohne Ende, die Pfote gehoben und auch zugehauen.
Sissi hat nun 4,2 Kg und ist vor allem schon deutlich größer als Honey mit 3,5 kg. Honey hat vor lauter Futterneid auch etwas zugelegt. Gelegentlich erwische ich sie entspannt nah beieinander.
Einmal schliefen beide gemeinsam bei mir. Leckerli nehmen sie oft artig von der Hand. Dann berühren sich auch die Nasen. Minuten später jagen sich beide wechselseitig durch das Haus. Honey faucht dabei wütend und beide heben die Pfote und hauen auch kräftig zu.
Erreicht habe ich, dass ich inzwischen ohne Stress das Haus verlassen kann. Ich werde von beiden gemeinsam begrüßt, wenn ich wieder komme. Keine Vorwürfe. Notfalls auch über Nacht. Völlig problemlos. Einfach nur Katzenfreude, wenn ich komme (und natürlich GROßER Hunger, obwohl noch Reste in den Näpfen sind).
Erreicht habe ich auch, dass überall Katzenspielzeug liegt. Das ist echt wie mit vier Kindern. Im Gegensatz zu meiner Ashley räumt hier nur ein Säugetier auf: Der Mensch. Die Katzen ignorieren alles. Wenn ich etwas anbiete, spielt Sissi kurz und intensiv. Manchmal lässt sich Honey auch dazu herab, ein wenig zu jagen. Dann bleibt alles liegen und das wars. Liegt der Lieblingsball erstmal unter der Couch, bleibt er da.
Die Faucherei von Honeys Seite ist teilweise sehr böse und Sissi hat sichtlich Angst vor ihr. Ich werde wechselseitig besetzt. Alle Katzensitz-gelegenheiten werden nacheinander benutzt. Kaum steht eine Katze auf, sitzt die andere dort.
Fast ein halbes Jahr leben sie nun zusammen. Nachdem mir jemand vorwarf, dass kastriert und unkastriert sowie so nicht zusammenleben könnte, habe ich Zylkene versucht. Feliway war trotz der starken Variante nur ein Witz. Honey meidet aber das Futter, wenn Zylkene drin sind und Sissi klaut sich dann beide Näpfe.
Seit etwa drei Wochen teilen sie sich 2x täglich eine Anxitane S. Mit Begeisterung. Das scheint die Angst auf beiden Seiten erträglich zu machen. Beide wirken etwas entspannter, aber von Liebe sind wir immer noch gaaanz weit entfernt.
Und ja, ich würde sehr gerne züchten. Entscheiden möchte ich das aber erst, wenn Sissi im entsprechenden Alter ist und ich den richtigen Verein gefunden habe. Und wieder ist es sooo schwer, einen passenden Kater zu finden.
Es müssen doch alle mal klein angefangen haben.
Ich möchte nicht groß Geld verdienen mit einer Zucht. Ich möchte es erleben und ich möchte einen Beitrag zum Erhalt der alten Linie leisten, die ich so sehr liebe. Keine XXL-MCs. Keine Poly. Einfach nur schöne typvolle Katzen. Wir haben hier gute Bedingungen für eine kleine Zucht. Ich hätte die Zeit und ja, das Geld reicht auch.
Vielen Dank denen, die zu Ende gelesen haben. Probleme? Ich weiß nicht mal sicher, ob es ernsthafte Probleme sind. Mich nerven die beiden schlafenden Katzen, die vermutlich nur der Konfrontation ausweichen wollen. Andererseits hat so eine dösende Katze auch eine unglaublich beruhigende Wirkung.
Manchmal wünsche ich mir eine herunter gerissene Gardine...
Jan. 2023
Zur Aktualisierung: Sissi (die Rote) ist jetzt 1 Jahr bei uns, bringt runde 5kg auf die Waage und ist äußerlich gefühlt das doppelte von Honey (4,5 Jahre alt, 3,5kg) Sissi habe ich einen halben Chip setzen lassen, so dass die nächste Rolligkeit um ihren 2. Geburtstag (nächstes Jahr im Mai) erwartet wird. Man schläft oder faucht sich an.
Trete ich einer zu nahe (Filz rausschneiden zb.) steht die andere ihr sofort bei. Aber das ist auch alles. Eifersucht ist ein ständiges Thema. Man bewacht jetzt zb. das Schlafzimmer rechts und links vom Türrahmen, damit sich keine unbemerkt rein schleichen kann. Stippvisiten im Schlafzimmer sind nur noch kurz möglich. Beide gehen dann schnell wieder in ihre Kontrollposition. Honey ist weiterhin gut abrufbar (außer beim Anstarren). Sie zieht Bahnen durch den Garten und stalkt die Nachbarn ausgiebig.
Sissi kann ich nicht rauslassen. Die Leine wird nicht akzeptiert und das kleine Biest hört einfach nicht ohne Blickkontakt und Drohgebärde. Beide sind ganz lieb mit uns Menschen, aber untereinander ist es ein Kreuz. Honey redet wieder mit uns, wenn auch deutlich weniger als früher. Sissi jammert. Man hört kein Miau sondern immer Klagelaute, wenn sie etwas sagt. Ich weiß, dass es Katzen gibt, die sich so artikulieren, aber es nervt auch ein wenig. Man möchte ja glückliche Katzen haben.
Zunehmend bin ich unsicher, ob ich unter diesen Umständen die Zucht überhaupt wagen kann.
Katzen sind wirklich einfach auch nur Menschen 🤣🤦 August 2023
abohn - 8. Feb, 16:02